Fernstudium zum Heilpraktiker für Psychotherapie

Depressionen, Burn Out oder Angststörungen – psychische Erkrankungen sind glücklicherweise längst kein gesellschaftliches Tabu mehr. Allerdings steht einer stetig steigenden Anzahl von Menschen, die psychologische Hilfe beanspruchen möchten, ein eklatanter Mangel an Therapieplätzen gegenüber. Hier können Heilpraktiker für Psychotherapie beziehungsweise geprüfte psychologische Berater Abhilfe schaffen. Insbesondere Patienten, bei denen das Krankheitsbild eher leicht ausgeprägt ist, die die lange Wartezeit für eine psychotherapeutische Verhaltens- oder tiefenpsychologische Therapie überbrücken möchten, oder einfach die eigene Persönlichkeit und Potentiale entwickeln möchten, suchen zunehmend Heilpraktiker für Psychotherapie auf.

Was ist ein Heilpraktiker für Psychotherapie?

Heilpraktiker für PsychotherapieHeilpraktiker für Psychotherapie sind spezialisiert darauf, psychische Leiden zu behandeln, diesen präventiv entgegen zu wirken sowie psychologische Beratung in allen Lebenslagen zu geben. Körperliche Erkrankungen behandeln sie dagegen nicht. Aus diesem Grund wird das Fernstudium Heilpraktiker für Psychotherapie häufig als der „Kleine Heilpraktiker“ bezeichnet.

Was macht ein Heilpraktiker für Psychotherapie?

Mit dem „Kleinen Heilpraktiker“ ist aber nicht gemeint, dass es sich um eine minderwertige Ausbildung handelt. Ganz im Gegenteil eröffnen sich für Heilpraktiker für Psychotherapie zahlreiche interessante Tätigkeitsfelder:

  • Persönlichkeitsentwicklung und Coachings
  • Begleitung in Lebenskrisen und Anleitung zur Überwindung von Konflikten
  • Paar- bzw. Eheberatung
  • Raucherentwöhnung und Suchtprävention
  • Selbstsicherheitstraining
  • Sterbebegleitung
  • Psychotherapeutische Behandlung diverser psychischer Erkrankungen

Wie diese wenigen ausgewählten Beispiele veranschaulichen, sind die Spezialisierungsmöglichkeiten in einer eigenen Praxis als Heilpraktiker für Psychotherapie nahezu unbegrenzt. Geprüfte Psychologische Berater, die nur ein Zertifikat erworben haben, können allerdings lediglich psychologische Lebenshilfe geben, während staatlich geprüfte Heilpraktiker für Psychotherapie darüber hinaus wirklich psychisch erkrankte Personen behandeln dürfen.

Was darf ein Heilpraktiker für Psychotherapie?

Ganz klar lässt sich sagen, dass nur psychische Störungsbilder behandelt werden dürfen. Körperliche Erkrankungen gehören dagegen in die Hände eines Heilpraktikers oder Arztes. Mit Blick auf die psychischen Erkrankungen ist es nicht ganz leicht eine Grenze zu ziehen, ab wann Patienten besser einen Psychiater, einen Facharzt für Psychotherapie oder einen Neurologen aufsuchen sollten, um darüber hinaus eine medikamentöse Therapie zu erhalten. Das Verschreiben von Arzneimitteln wie Psychopharmaka ist dem Heilpraktiker für Psychotherapie untersagt. Spezifische Krankheitsbilder wie die Demenz, Schizophrenien oder Belastungsstörungen, die mit (hirn-)organischen Veränderungen einhergehen oder durch solche verursacht werden, sollten daher nicht ausschließlich durch Heilpraktiker für Psychotherapie behandelt werden – hier können diese höchstens begleitend arbeiten. Die Sorgfaltsplicht gebietet es, dass Heilpraktiker für Psychotherapie genau abwägen, ob ihre Patienten ausreichend versorgt werden können oder lieber weitere Spezialisten hinzugezogen werden sollten. So darf auf keinen Fall eine notwendige ärztliche oder psychiatrische Behandlung verzögert oder gar unterlassen werden.

Wie wird man Heilpraktiker für Psychotherapie?

Genau wie die normale Heilpraktikerausbildung gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten, sich zum Heilpraktiker für Psychotherapie weiterzubilden: das reine Selbststudium, das Fernstudium oder ein Präsenzstudium. Während erstgenanntes eine sehr hohe Selbstdisziplin erfordert und es nur sehr schwer möglich ist, sich gezielt auf die staatliche Prüfung vorzubereiten, ist letzteres mit einem sehr hohen Zeitaufwand und Kosten verbunden. Das Fernstudium vereint die Stärken aus Selbst- und Präsenzstudium. So kann berufsbegleitend und flexibel studiert werden, ohne auf didaktisch aufbereitete und inhaltlich sinnvolle Lernmaterialien sowie den Austausch mit anderen Studierenden zu verzichten.

Ein Lehrgang beziehungsweise Studium zum Heilpraktiker für Psychotherapie berechtigt noch nicht dazu, auch praktizieren zu dürfen. Hierfür ist es zwingend nötig, dass Sie die staatliche Prüfung nach dem Heilpraktikergesetz aus dem Jahre 1939 erfolgreich bestehen. Diese Prüfung müssen Sie selbst beim Gesundheitsamt beantragen und bezahlen. Bedenken Sie also, dass Sie hier ungefähr 500 Euro Gebühren – abhängig vom Bundesland – einplanen müssen.

Voraussetzungen für die Prüfung zum Heilpraktiker für Psychotherapie

In erster Linie sollten Sie über eine hohe Empathiefähigkeit verfügen, gerne Menschen unterstützen und sich als vertrauensvoller Gesprächspartner in verschiedene Charaktere und (Konflikt-)Situationen hereinversetzen können. Darüber hinaus gibt es verschiedene formale Voraussetzungen, die zwingend zu erfüllen sind, um die staatliche Prüfung zum Heilpraktiker/Psychotherapie ablegen zu können. Sie müssen:

  • mindestens 25 Jahre alt sein,
  • zumindest über einen Hauptschulabschluss verfügen,
  • ein sauberes polizeiliches Führungszeugnis vorweisen und
  • ein ärztliches Attest, das Ihnen sowohl körperliche als auch psychische Gesundheit bescheinigt.

Zum Heilpraktiker für Psychotherapie per Fernstudium

Ziel eines Fernstudiums zum Heilpraktiker für Psychotherapie ist es, dass sie optimal darauf vorbereitet werden, die staatliche Prüfung ablegen zu können. Das nötige Wissen über psychische Erkrankungen und deren fachgerechte Behandlung wird dabei sowohl durch Lehrmaterialien vermittelt, die Sie selbstständig durcharbeiten können, als auch gefestigt durch regelmäßigen Austausch mit Kommilitonen und Feedback auf Basis von Zwischentests. Um sich über die konkreten Lerninhalte zu informieren, ist es sinnvoll, dass Sie die Informationsmaterialen der einzelnen Anbieter anfordern. Nur so ist es möglich, aktuell und umfassend zu vergleichen, welche Inhalte zu welchem Preis vermittelt werden. Da die Kosten für eine Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie durchaus schwanken, ist dies von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit. So dauert ein Fernstudium zum Heilpraktiker für Psychotherapie in der Regel zwischen 12 und 24 Monaten und kostet monatlich im Schnitt zwischen 80 bis zu 130 Euro.

Zur Orientierung sollten Sie darauf achten, dass beispielsweise folgende Kenntnisse schwerpunktmäßig vermittelt werden:

  • Ein Überblick über die anerkannten Klassifikationssysteme psychischer Erkrankungen (ICD 10 und DSM-5) sowie deren Bedeutung und Anwendung für die Diagnosestellung.
  • Einblick in zentrale Störungsbilder wie affektive Störungen, Persönlichkeitsstörungen, Depression, Abhängigkeiten, psychosomatische Störungen und Psychosen.
  • Anleitung zur Krisenintervention, auch bei Suizidalität sowie gängige Behandlungsmethoden.
  • Berufs- und Gesetzeskunde.

Wie geht es nach dem Heilpraktiker für Psychotherapie weiter?Was macht ein heilpraktiker

Eine eigene Praxis ist zwar der gängige Weg, den viele staatlich geprüfte Heilpraktiker für Psychotherapie sowie psychologische Berater einschlagen. Es ist jedoch bei weitem nicht der einzige. So sind sie durchaus gefragt in sozialen und karitativen Einrichtungen, in Kurkliniken oder bei kommunalen Trägern und Ämtern, beispielsweise als Leiter oder Leiterinnen von Selbsthilfegruppen oder Konfliktberater. Daneben können sie ihr Wissen weitergeben, indem sie beispielsweise tätig werden als Dozent und Führungskräfte in Branchen wie der Altenpflege, dem öffentlichen Dienst (z.B. Polizei, Jugendamt) oder aber auch Ärzte psychologisch schulen.

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